winter
Wir stellen uns den wolkendunklen Wochen,
dem eisigen Regen, der Luft so beißend kalt,
von milden Abenden träumend, von Sonnentagen.
Wir schauen hoch und suchen am Himmel die Quelle
umhüllender Wärme. Dein Anblick schon alleine
belebt uns. Doch du erhörst uns nicht. Wir warten …
Frühling
… bis du uns herauslockst wie zarte junge Knospen,
aus Ästen und Zweigen sprießend; wie frisches Gras,
das die Erde durchbricht, sie bedeckt mit zartgrünem Rasen.
wie Blüten, die frühen Boten der Früchte des Sommers.
Zu allem was lebt bist du so gut, und wir
sind glücklich in deiner Wärme und deinem Licht …
Sommer
… bis wir fliehen, nicht wegen Kälte, wegen dir,
du unbarmherziger, blendender Feuerball.
Wir suchen den Schatten unserer Häuser hoffend,
dass sie vor deiner sengenden Hitze schützen.
Allgegenwärtig ist sie, das Atmen wird schwer.
Wenn du untergehst, glüht der Asphalt lange fort,
ein Vermächtnis deiner Strahlung, verhindert die Kühlung,
die wir lange ersehnt. Du bist morgens schon da,
wenn wir aufstehn, du hüllst uns gleich ein in glühende Luft.
Wo sind die Wolken? Geh weg! Warum starrst du so böse?
Du hast den Regen verschluckt, die Quelle
des Wachstums
von Korn und Früchten, die Ernte dezimiert,
das
Gras verdorrt. Schon
verfärben sich die
Blätter,
und sammeln sich am Boden. Alles verwelkt
unter deinem gleißenden Blick. Hast du kein Mitleid?
Vergeblich flehen wir bis …
Herbst
… dich regenschwere Wolken überdecken.
Wir atmen wieder, aber nur halb gefüllt
sind die Vorratsspeicher mit des Sommers Gaben.
Im Stich gelassen hast du uns nun zweimal.
Im Winter litten wir am trüben Wetter,
an Dunkelheit und Kälte, kaum zu ertragen.
Doch diesmal sind wir schlauer, du wirst schon sehen.
Wir fliegen bald zu sonnigeren Ufern.
Gudrun Rogge-Wiest, August 2019
Wie wär´s mit etwas mehr Gelassenheit gegenüber der Sonne, so wie im
folgenden Zitat:
“Ich
muss der Sonne nicht hinterher rennen, ich warte bis sie
vorbeikommt.”
Gerhard
Gundermann, Interview in Neues Deutschland 2.96
Das
vorausgehende lange und die folgenden zwei kurzen Gedichte wurden durch die
Hitzerekorde im noch jungen 21. Jahrhundert und insbesondere durch
die letztjährige Trockenperiode inspiriert.
Nicht
die gleißende, grelle Sonne,
sondern
der sanfte, warme Regen,
ist
der wahre Bote des Frühlings.
April/August 2019, GRW
Traut
nicht den blauen, warmen Tagen,
die
Sonne hat ein kaltes Herz.
Verdorrt der Halm, der Frucht getragen,
Was
bleibt sind Trauer, Furcht und Schmerz.
April
2019, GRW
Mein
eigenes Leiden an der Hitze hat mich auch dazu angeregt mich nach
Seelenverwandten in der Literatur umzuschauen. Das folgende Zitat
stammt aus Mick
Herrons Spionagethriller Real
Tigers
(2016), Chapter 7, p. 122, der
im zeitgenössischen London während einer Hitzewelle spielt.
Normalerweise
fuhr Freifrau Ingrid mit der U-Bahn zur Arbeit, aber sie benutzte
ihren Dienstwagen für alle anderen Fahrten. Er trug sie nun durch
Straßen, die in der Hitze dahinwelkten. Als die
Wetterkapriolen begannen, wurde die Hauptstadt bunt, wie in Farbe
getaucht, aber als die heißen Tage zur Wochen andauernden Bruthitze
wurden, verschwand die Leuchtkraft wie bei einem in die
Jahre gekommenen Anstrich. Die Vegetation starb ab, die
Parks waren braun und leblos. Die Leute hasteten jetzt
von Schatten zu Schatten mit dem resignierten Gesichtsausdruck
von Traumatisierten und begrüßten Gerüchte über baldigen Regen
wie die Nachricht von einem Lotteriegewinn. [ Übersetzung GRW]
Zum
Vergleich stelle ich etwas Sonnenlyrik ein, die in einer Zeit
geschrieben wurde, in der man noch nichts vom Klimawandel im heutigen
Sinn wusste. In diesem Zitat aus Oliver Twist von Charles Dickens ist
die Sonne ein allgemeines Gut und hat eine belebende Wirkung.
Die Sonne – die helle Sonne, die nicht nur das Licht
wiederbringt, sondern neues Leben, neue Hoffnung und Kraft für die
Menschen – brach über der menschenvollen Stadt
in klarer und strahlender Herrlichkeit hervor. Die Strahlen, die sie
aussandte, waren alle gleich, egal ob sie durch ein kostbar buntes
Glas oder durch ein mit Papier repariertes Fenster, durch die Kuppel
einer Kathedrale oder durch einen bröckelnden
Mauerspalt fielen.
Die
Sonne unterscheidet nicht zwischen reich und arm. Ihre Strahlen
erreichen und erfreuen jeden.
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