Sonntag, 6. November 2022

Polen - von der Ostsee bis Warschau durch Ermland und Masuren

Mittwoch, 7.9.2022                         von Berlin nach Gdynia an der Ostsee
 

 
 

Reiseplan - durch Masuren und nach Warschau (6.9. bis 20.9.)

Datum

Übernachtung

Tagesplan

Verkehrsmittel

6.9.

Berlin

 

Bahn

7.9.

Gdynia

Zugfahrt nach Gdynia

Bahn

8.9.

Tczew

Gdynia – Tczew

Rad

9.9.

Baloszyce by Susz (vor Ilawa)

Tczew über Malbork Richtung Ilawa (Baloszyce; Fahrrad)

Rad

10.9.

Stare Jablonki

Baloszyce – Stare Jablonki vor Olsztyn

Rad

11.9.

Olsztyn

Stare Jablonki – Olsztyn

 

Rad

12.9.

Mragowo

Olsztyn – Mragowo (Richtung Gizycko)

Rad

13.9.

Gizycko

Mragowo - Gizycko

Rad

14.9.

Gizycko

Rundtour um Gizycko;

Besuch bei Maria

Rad

15.9.

Ruciane Nida

Gizycko über Mikolajki nach Ruciane Nida

Rad

16.9..

Warschau

Ruciane Nida – Warszawa

 

Bahn (über Bialystok)

17.-20.

Warschau

Stadtbesichtigung

 

 

Über die Oder nach Polen
 
 
 
mit Fahrrad
Museumshafen von Gdynia
 


Gdynia - ein Zentrum der Kultur
 
  
Donnerstag, 8.9.2022        Von Gdynia nach Tczew (Dirschau), 60 km
 
Gdynia - eine der wenigen Städte weltweit, die ganz von den modernistischen Stilen Bauhaus 
und Neue Sachlichkeit geprägt sind.
 
            Plac Wolnej Ukrainy (Platz der freien Ukraine) - ein neu benannter Platz                                     
 
                                                                                                                        
Stadtstrand von Gdynia
      Am Strand - unbeholfener Versuch, ein Selfie zu machen.
 
 

                                          Grand Hotel in Sopot, wo ich nicht übernachtet habe.


                                       Nalezniki zum (späten) Frühstück auf dem Marktplatz von Sopot


                        Danzig: Die Markthalle - wenn man etwas Leckeres zu essen sucht

                                             In Polen liebt man Blumen.

Ufer der Motlawa (Mottlau) mit Krantor


                         Dlugi Targ - der lange Markt 


    Zuerst an der Motlawa (Mottlau), dann an der Weichsel (Wisla) entlang nach Tczew (Dirschau)

 

                               Landhaus südöstlich von Danzig


                                              an der Motlawa



                                                            Pappelallee


                                                an der Motlawa

           Weichselbrücke bei Tczew (Dirschau)



Altstadt von Tczew

                  Fußgängerzone mit Denkmal für den Schriftsteller Roman Landowski


           Plattenbausiedlung mit Garagen in einem Stadtteil von Tczew


       Ein Beispiel für eine der nicht wenigen gewaltigen modernen Kirchen in Polen.

 

 

Freitag, 9.9.22      Von Tczew nach Malborg (Marienburg), 22 km,

                               und dann weiter nach Baloszyce - noch einmal 52 km

Die Weichselbrücke gegen 9 Uhr. Wie angekündigt, hat das Wetter umgeschlagen. 
Es regnet bis etwa 11 Uhr so sehr, dass es schwer fällt, die eigentlich schöne Strecke 
an der Weichsel entlang und über die nächste Brücke zu genießen. 

Rastplatz mit Fahrradservicestation

                                            90 km bis zur russischen Exklave Kaliningrad. 

                                            Bis Malborg führt die Strecke an der Hauptstraße entlang.

                                            Malborg, eine Gründung des Deutschen Ordens

                                Die Marienburg: größte gotische Burg in Europa, UNESCO Weltkulturerbe



                         Marienstatue an der Burgkirche


                    

                             Von Marienburg nach Baloszyce

ein Storchennest auf dem Schornstein

                                Auf Nebenstraßen mit manchmal rauerem ...

             ... manchmal weniger rauem Asphalt, auf und ab über sanft rollendes Hügelland. 
            Der höchste "Berggipfel" der Region liegt etwa 300 m über dem Meeresspiegel. 
            Kein Problem, könnte man denken. Aber durch das ständige Auf und Ab kommen doch 
            einige Höhenmeter zustande.


Von Stazki nach Bronowo: das erstemal auf Waldwegen, eine nicht enden wollende Holperstrecke, 
aber immer wieder landschaftlich sehr schön und mit der Hoffnung, 
dass der Weg ab dem nächsten Dorf besser wird. 

 
    Es ist kalt. In den Dörfern riecht man, dass die Holzöfen in Betrieb gesetzt wurden.
    Ich denke viel an Marion Gräfin Dönhoff auf ihrem Ritt durch Masuren 1941 
    (Marion Gräfin Dönhoff  Ritt durch Masuren).

 Übernachtung im Palac Baloszyce, ein prächtiges Haus. Im Zimmer ist es recht kalt. Es gibt zwar keinen Wasserkocher, aber ich kann mir an der Rezeption einen Tee bestellen. Dabei vergesse ich, dass "herbata" ohne Spezifizierung (owocowa oder mietowa) Schwarztee bedeutet. Nun habe ich zwar Tee, kann ihn, weil ich sonst eine schlaflose Nacht fürchte, aber nur zum Wärmen der Hände gebrauchen. 

 

Samstag, 10.9.22         Von Baloszyce über Ostroda nach Stare Jablonki (72 km)

Polnisches Frühstück, herzhaft mit Rührei, Wurst und Käse. 

Auch das, was, wie Marmelade aussieht, ist nicht süß.

                 Ich muss zuerst zurück nach Susz (Rosenberg), um wieder auf meine Route zu kommen.
                                                      am Jezioro Suskie entlang

Es regnet von 9 bis 11 Uhr. Der Fahrradponcho hat sich als ein essentieller Reisebegleiter erwiesen.
Das Schild am Ortsausgang von Susz wünscht "Szerokiej Drogi" - Gute Reise, 
wörtlich übersetzt "breite oder gute Straßen". 
Nach der Erfahrung von gestern bin ich skeptisch.

     Quelle: Jeja.pl


Heute freue ich mich über (weitgehend) gute Straßen!
Jerzwaldzie (Gerswalde) wird am Ortseingang sowohl mit dem polnischen 
als auch mit dem deutschen Namen angekündigt. Das kommt selten vor.

In Jerzwaldzie/Gerswalde war mal richtig was los. Das Haus war ein Treffpunkt 
der Dorfbewohner mit Tanzveranstaltungen im Dorfsaal. 
Vor vielen Häusern im Dorf hängt ein Schild, auf dem ihre Geschichte erläutert wird. 
Das Projekt wurde von der EU (ko)finanziert.
 
 

Um mehr über die Region zu erfahren, wie sie sich über die Jahrhunderte 
und insbesondere im 20. Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit entwickelt hat, 
ist der Roman "Heimatmuseum" von Siegfried Lenz ein guter Einstieg. 


     Eine patriotische Grundschule: Szkola Patriotow - Schule der Patrioten.


Schleusen im Kanal Elblaski (Oberländischer Kanal) bei Milomlyn (Liebemühl). Der 150 km lange Kanal Elblaski, 1872 fertig gebaut, ist sicher eine Reise wert. Eine große ingenieurtechnische Leistung des 19. Jahrhunderts.

Ein Lob auf dieses zuverlässige, leichtläufige Fahrrad und den, 
der es vor meiner Reise so perfekt instand gesetzt hat.


Das findet man häufig. Für mich ist es das erstemal: Ein Fahrradweg an der Hauptstraße entlang. Meistens sind sie geteert. Dieser war es jedoch (noch) nicht. 


     Abstecher in den Wald. "Echt jetzt?", habe ich mich manchmal gefragt.


         Ortseinfahrt von Ostroda (Osterode)
       Späte Mittagspause am See

        Burg von Ostroda (1340-1370), Napoleon hatte sich hier 1807 mit seinem Gefolge einquartiert.


      Kampfbunker bei Stare Jablonki aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg.





   Willkommen in Stare Jablonki (wörtlich: alte Äpfel). 
   Im Polnischen folgt auf w (= in) der Lokativ, in diesem Fall der Lokativ plural.
   Alles wird dekliniert😂

 

Hier übernachte ich in einem sehr kleinen Zimmer. 
Im Erdgeschoss sind schöne Gemeinschaftsräume, unter anderem eine warme Küche.
Eine polnische Studentin, die auch mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat einen platten Reifen 
und keine Luftpumpe. Ich freue mich, dass ich aushelfen kann. 


 
Sonntag, 11.9.2022            von Stare Jablonki nach Olsztyn (Allenstein), 33 km
  

       Am Ortseingang von Stare Jablonki. 
       Auch kleinere Ortschaften haben fast immer ein Lebensmittelgeschäft.

Zwei Drittel der Strecke verläuft auf Waldwegen unterschiedlicher Qualität. 
Der Straßenbelag hier im Bild ist fast so angenehm wie Asphalt. Nach einigen Kilometern wird er jedoch zum einfachen Waldweg, in dem der Sand manchmal so tief steht, dass man auch hunderte von Metern mühsam schieben muss. Wohlgemerkt: Auf einem hochoffiziellen Fernradwanderweg, wie mir das Schild am Baum rechts bestätigt. An den Sandstrecken fehlen dann allerdings die Schilder.
Obwohl die Tagesetappe insgesamt nur 33 km beträgt, ist sie eine der anstrengendsten der Tour. 
Nach zwei bedeckten, kalten Tagen scheint zum erstenmal wieder zeitweise die Sonne durch die Bäume.

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair, [...]

From "The Road not taken" by Robert Frost,

Also, ganz so war es nicht. Da sind ja Schilder und außerdem 
gibt es heute Routenplaner und Navigations-Apps😀


Unbefestigte Straßen verbinden kleine Ortschaften und Siedlungen miteinander und mit den Land- und Hauptstraßen. Sie sind für die Allgemeinheit geöffnet. Manchmal trifft man völlig unvermutet auf ein Ortsschild und 3 oder 4 Häuser im Wald. 
Hier wie auch in Lettland und Estland, wird viel im Wald neu gebaut.

In Olsztyn (Allenstein) gibt es erstmal Mittagessen. Obwohl ich normalerweise nicht viel Fleisch esse, träume ich seit zwei Tagen von Rinderrouladen, die ich vor Jahren (auch) als polnische Spezialität kennen lernte. Hier bekomme ich sie in sehr guter Qualität.
Beim Essen lerne ich zwei Polinnen kennen, pensionierte Kolleginnen, wie sich im Gespräch herausstellt, das wir, dank Gertrudas Sprachkenntnissen, hauptsächlich auf Deutsch führen. Die beiden laden mich zum Nachtisch ein und zeigen mir anschließend die Stadt. Zum Abschluss bekomme ich noch einen Café in einer Eisdiele in der Fußgängerzone. 
Es war ein wunderschöner Sonntag Nachmittag. Danke!!! Dziekuje!!! 
 

      Altes Rathaus

 
Burg von Olsztyn (Allenstein), in der Nikolaus Kopernikus zu Beginn des 16. Jahrhunderts 
einige Jahre Verwalter des Domkapitels war.

     Fußgängerzone

        Modernes Amphitheater


       Nach dem Kaffee: Am Stadtstrand von Olsztyn

                                             Fernweh: Sehnsucht nach wärmeren Regionen.





Am Jezioro Dlugie, dem Langen See. Auf der Gemarkung von Olsztyn liegen 11 Seen, wie ich dem Krimi Der Zorn der Vergessenen von Zygmunt Miloszewski entnehmen konnte. Wer schon einmal die Stadt besucht hat, kann beim Lesen markante Orte wiedererkennen. Neben einem spannenden Plot gibt das Buch auch einen Einblick in aktuelle gesellschaftliche Fragen. 
⚠⚠⚠ Allerdings erspart der Autor seinen Leser*innen nichts, wenn es um Grausamkeiten und Grauen Erregendes im menschlichen Leben geht.  
Bei Lust auf mehr empfehle ich einen weiteren Band mit dem Ermittler Teodor Szacki, in dem es unter anderem um den Umgang mit der polnischen Geschichte geht:
Zygmunt Miloszewski Ein Körnchen Wahrheit. Der Ort der Handlung ist diesmal Sandomierz.


                Zurück in der Stadt: Hohes Tor im Abendlicht


                             Westseite der Kathedrale




Ich frage mich, was ein in meinem Weg stehender Mann fotografiert. Als ich seinem Blick folge, sehe ich erst den Regenbogen. Während ich mein Foto mache, bleibt die nächste Person neben mir stehen, das Handy vor den Augen. Das Foto kann das von uns bestaunte Bild aber nicht wiedergeben.



     Hotel Dyplomat. Standesgemäßer Parkplatz für mein Fahrrad. 
     Über Nacht darf ich es im Konferenzsaal abstellen. 

 
 
13.9.2022    von Olsztyn über Barczewo (Wartenburg) nach Mragowo (Sensburg)
 

        Gründerzeithäuser am Rand der Altstadt von Olsztyn


      Mühle und Speicher

     Ein System von Fahrradwegen führt sicher aus der Stadt heraus.

     Kurz danach: der erste Waldweg.


Der asphaltierte Radweg endet, und ich muss links auf den Feldweg abbiegen. 
Am Horizont sieht man schon Barczewo. 

      Barczewo mit Klosterkirche (links) und Rathausturm (rechts)
         Rathaus

      Vor dem Rathaus: "Wir sorgen für unsere vierbeinigen Freunde."

     Mauerbild zum 100 jährigen Jubiläum der polnischen Unabhängigkeit


     Pfarrkirche St. Anna

      Ab Barczewo verläuft mein Radweg über viele Kilometer neben der Hauptstraße. 
      Der neue, glatte Asphalt ermöglicht eine gute Reisegeschwindigkeit.


     Es ist schön, mal wieder über die Dörfer zu fahren, .....
     .... auch wenn es mehr Krafteinsatz erfordert. 
    Mittagspause mache ich in Borki Wielkie (Großborken) am Rand des Dorffußballfelds.

     .... und wieder zurück zur Hauptstraße
       Hier ist der Radweg frisch geteert.
     Landschaftlicher Höhepunkt auf dem letzten Streckenabschnitt: Jezioro Gieladzkie

      Hier mache ich noch einmal Pause. Zeitweise scheint die Sonne. 


     Uferpromenade von Mragowo


      Auf dem Friedhof. Das sind nicht meine Verwandten, aber Vorfahren 
      meiner Oma väterlicherseits kamen aus der Gegend von Mragowo (Sensburg).
 


     Dienstag, 14.9.2022    Von Mragowo nach Gizycko
      

       Hinter dem Fenster im zweiten Stock über der Tür ist mein sehr kleines Zimmer.

Blick aus meinem Zimmer am Morgen. Der Tag beginnt mit Sonnenschein.

        Altstadt von Mragowo

       Ich frühstücke am Ufer des Jezioro Czos in Mragowo.

    Westernstadt bei Mragowo, ein Ausflugsziel für Familien

 

Ein schöner Morgen. Das erstemal seit drei Tagen kann ich die Jacke 
und den Kapuzenpulli aufziehen und fahre nur im Funktionsshirt.
 
   Auf dem Damm bei Popowo Salecie (Pfaffendorf).
 
      Ryn (Rhein), von den Gründern der Stadt nach der Gegend benannt, aus der sie kamen.


         Uferpromenande von Ryn 

 

          Stadtzentrum mit Burg, heute ein Hotel.

 

 Zwischen den Bäumen auf der linken Seite erscheint auf einmal ein Hirsch, ein riesiges Geweih auf dem Kopf balancierend. Als er mich sieht, zieht er sich ohne Hast zurück und verschwindet.

 

Ich übernachte in einer Wohnung im zweiten Stock, Treppenaufgang erstes Wetterhäuschen. Das Haus liegt im Stadtzentrum von Gizycko (Lötzen), quer zu einer Parallelstraße zur Hauptstraße. Während ich auf meine Vermieterin warte, spricht mich ein älterer Mann an, der mit zwei älteren Frauen auf dem Bänkchen vor dem Haus sitzt. Er fragt mich auf Deutsch nach dem Woher und dem Wohin und so kommen wir ins Gespräch. Er selbst hat eine Zeitlang in Braunschweig gearbeitet. Die Vermieterin kennt die drei. Sie wechseln scherzhafte Worte auf Polnisch, so dass ich nur wenig verstehe. 

Sie ist jung und hat es eilig, mir die Wohnung zu zeigen, ist aber gleichzeitig freundlich und interessiert. Die Einrichtung der Wohnung lässt mich vermuten, dass dort einmal ihre Oma gewohnt hat. 

 

Meine Vermieterin empfiehlt mir, im Restaurant "Omega" zu essen, wo man sich die Speisen an einer Theke auswählen kann. Ich entscheide mich für zrazy, meine geliebten Rinderrouladen, mit Kartoffeln und Gemüsesalat.

Am Nachmittag ist es bedeckt, kalt und windig, keine Spur mehr von der milden Sonne des Vormittags. Der sich bis zum Horizont erstreckende Jezioro Niegocin (Löwentinsee) wirkt höhnisch abweisend.  Während es im Sommer hier von Touristen wimmelt, sind jetzt nur wenige Menschen unterwegs.

 

Uferpromenaden an Seen und Flüssen, Fuß- und Radwege durch Parks, ganz allgemein Infrastruktur, die die Lebensqualität erhöht, wird mit EU-Geldern kofinanziert.



Vom Hafen über die moderne Fußgängerbrücke in die Stadt. Auf dem Platz am Ende dieser Fußgängerzone befindet sich eine interessante Ausstellung, die tatsächlich geschriebene Ansichtskarten aus der Zeit von 1915 bis 2015 zeigt, bis 1945 von hauptsächlich deutschen Verfasser*innen, seit Ende des Zweiten Weltkriegs von polnischen. 

      vom 9.11.1915

 

        ohne Datum

 

      Vom 15.6.1938

 Ich kann mir vorstellen, dass der Ich-Erzähler Zygmunt Rogalla aus Heimatmuseum von Siegfried Lenz die Postkarten gerne in sein Heimatmuseum aufgenommen hätte. Sein Roman ist die ideale Reiselektüre für eine Reise durch Masuren, wo es sozusagen an jeder Ecke Hinweise auf die historischen Schichten gibt. Mit der Darstellung des Lebens seiner Charaktere in ihrer Zeit, von vor dem ersten Weltkrieg bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, gelingt es dem Autor, die Kultur und Geschichte Masurens zum Leben zu erwecken. Der Roman zeigt auf, welche Kulturen die Region geprägt haben, veranschaulicht die Machtverhältnisse und Auseinandersetzungen um die Deutungshohheit und spiegelt, wie Geschichte für politische Zwecke umgeschrieben werden kann. Im Handlungsverlauf erhalten die Lesenden ein differenziertes Bild davon, was Heimat sein kann und dass völkisches Denken zu gewalttätigem Handeln führt. 


      ein Einkaufszentrum


15.9.2022         Halbtagesausflug von Gizycko am Jezioro Kisajno entlang 
                         bis Doba (Doben) am Jezioro Dobskie und zurück

Pilgerstätte Brunokreuz 
Bruno war ein deutscher Missionar in Massuren, gestorben 1009
 


 
 
 
 
 
 
 
Zu einem ehemaligen Gutshof gehörende Wirtschaftsgebäude, für die Ewigkeit gebaut. 
Typischerweise wurde das Gutshaus im kommunistischen Polen dem Verfall überlassen. 
Einige sind auch heute noch nicht restauriert.  

      Spielwiese am Seeufer in Doba
 
 

       Birkenwäldchen
 
 
Am Nachmittag besuche ich Maria K, die einmal bei der Pflege 
meiner Mutter ausgeholfen hat, in Gizycko.





16.9.2022    Von Gizycko über Mikolajken nach Ruicane Nida

     Marina von Gizycko

    Ende des Radwegs. Ab hier wird er erst noch geteert.

 
 
Frühstück an der Sonnenseite der Kirche. 
Vor der Kirche steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die Inschrift ist auf Deutsch, das Schild sowohl auf Deutsch als auch auf Polnisch.  
 
 Gemeinsamer Friedhof für russische und deutsche Gefallene im Ersten Weltkrieg. Ich entdecke ihn nur, weil ich mich verfahre, was völlig unnötig ist, denn die Abzweigung nach Mikolajken ist beschildert.
 

 
Manchmal habe ich mich gefragt, wer die vielen Alleen gepflanzt hat, die den Wind und im Sommer die erbarmungslosen Sonnenstrahlen abhalten. Auf dieser Straße nach Mikolaiki hatte man die großen alten Bäume gefällt und in etwas größerem Abstand zur Straße Setzlinge gepflanzt. So kämpfe ich über eine endlose scheinende Strecke mit dem Gegenwind und bin froh als ich in Mikolajki ankomme.
 
 
 
 Ortsmitte von Mikolajki
 
 
 
 
 
 
 Zu Mittag gibt es eine Fischsuppe 
 
 
... und im Cafè Alaska 100 Meter weiter an der Uferpromenade Kaffee und ein Stück Kuchen zum Nachtisch. Neben mir am Tisch sitzen ein älterer Mann und zwei Frauen aus Deutschland. Ich bestelle auf Polnisch und hoffe, dass sie nicht merken, dass ich auch eine Deutsche bin. 
 
      Brunnen mit Skulptur des Stinthengsts aus der Sage.

Der "echte" Stinhengst ist links vor dem zweitletzten Brückenpfeiler zu sehen.
 
 
 
         Blick zurück auf Mikolajki.

Es geht weiter Richtung Ruciane Nida zuerst am Seeufer entlang, dann durch Wald 
auf guten, unbefestigten Wegen.

Waldsee: Man hört nur das Rascheln der Blätter und das leise Rauschen der Nadelbäume. Die Seeoberfläche wird durch einfallende Brisen gekräuselt, mal hier, mal da. Eine Ente schwimmt ins Bild. Von Zeit zu Zeit schnappt ein Fisch nach einer Mücke. 

 

  Marienschrein in einem Dorf, daneben ein Porträt von Papst Johannes Paul II, 
  der in Polen heute noch sehr verehrt wird.

 

Ein paar Kilometer vor  Ruciane Nida

Ein Elch kreuzt meine Straße kurz vor meinem Nachtquartier. Er bleibt an der rechten Leitplanke stehen. Auf der Gegenfahrbahn sieht man schon Fahrzeuge heranfahren. Da dreht er sich um und stakt gemessenen Schritts zurück über die Straße und in den Wald.

      ältere Reihenhäuser in Ruciane Nida

Das Haus befindet sich in einer Siedlung außerhalb von Ruciane Nida. Ich übernachte in einem sehr schönen Zimmer im Anbau unterm Dach. Da es im Erdgeschoss eine Küchenzeile gibt, kaufe ich mir eine Packung Spagetti und Tomatenmark, dazu eine Dose Thunfisch.

 

Freitag, 17.9.2022        Bahnfahrt von Ruciane Nida über Bialystok nach Warschau

 

Bahnhof von Ruciane Nida. Es gibt weder Fahrkartenautomat noch -schalter, aber eine Verkäuferin im Supermarkt sagt mir, dass man die Fahrkarten im Zug kaufen kann. Ich bin innerlich angespannt, weil ich nicht sicher bin, ob ich mein Fahrrad mitnehmen darf. Tatsächlich hat der Zug kein richtiges Fahrradabteil, aber ich darf es unbürokratisch in einer größeren Gepäcknische abstellen. 

 

       Richtung Osten nach Elk (Lyck). Blick aus dem Zugfenster




Bahnhof von Bialostok, dem östlichsten Punkt meiner Reise, nicht weit von der Grenze zu Belarus.


Ankunft am Ostbahnhof von Warschau


Über die Most Swietokrzyski (Heiligkreuzbrücke) ins Stadtzentrum von Warschau. 
Ein erhebender Moment: Die Skyline von Warschau
 
 
Literatur: André Micklitza, Masuren. Mit Marienburg, Danzig und Thorn. Trescher Verlag, 11. aktualisierte und erweiterte Auflage 2022
 




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