Nel
mezzo del cammin di nostra vita
mi ritrovai per una selva oscura
ché la diritta via era smarrita
mi ritrovai per una selva oscura
ché la diritta via era smarrita
In
der Mitte meines Lebens geschah es einmal,
dass
ich mich in einem dunklen Wald verlief.
Dante
Alighieri (1265-1321), Divina Commedia (1307-1321)
An
einem nebligen Sonntag im Herbst
geh
ich im Wald spazieren,
die
Bäume stehen so schwarz und kahl,
die
feucht-kalte Luft lässt mich frieren.
Und
meine Gedanken kreisen besorgt
um
die Zukunft unserer Kinder,
wie
sie mal leben auf dieser Welt,
ob
sie ihr Glück wohl finden?
Da
hör´ ich voll leiser Ironie
eine
Stimme an meiner Seite:
„Wozu
denn diese Traurigkeit,
du
hast doch Grund zur Freude.
Du
lebst in einem blühenden Land,
der
Krieg ist schon lange Geschichte,
ihr
seid vertreten im Parlament,
habt
Freiheit und Menschenrechte.“
„Ach
Fremder“, klag ich, „man schätzt dies nicht mehr,
die
Menschen rebellieren,
Die
Angst geht um in unserem Land,
wir
könnten alles verlieren.
Und
Brandstifter zündeln auch hierzulande
sie
stacheln den Volkszorn an.
Sie
schüren den Hass auf alles Fremde
Gewalt
ist das Mittel der Wahl.
Die
Angst weckt die Sehnsucht nach Identität
nach
charismatischer Führung,
nach
etwas Größerem als man selbst,
nach
nationalistischer Rührung.
Man
empfindet Verehrung für Autokraten,
die
besessen von ihrer Macht,
die
Gewaltenteilung mit Füßen treten
die
Pressefreiheit verlachen.
Dies
alte Lied, dies traurige Lied,
O
Fremder, muss ich dir singen.
Aus
Angst gerät in große Gefahr
das
Werk von Generationen.“
Er
hört sich schweigend mein Klagelied an,
und
nun umfängt uns die Stille,
die
Kälte dringt durch die Kleidung ein
mich
fröstelt in der Seele.
Dann
spricht er mit freundlicher, warmer Stimme:
„Ich
kann dein Entsetzen verstehen.
Europa
ist in großer Gefahr,
nun
müsst ihr zusammen stehen,
denn
Autokraten verachten das Recht,
streben
nur nach Macht und Gewinnen.
Sie
öffnen der Willkür Tür und Tor,
das
Volk hat ihnen zu dienen.
Wer
ihnen nicht passt, wird ausgemerzt,
sie
werden die Medien zensieren.
Dann
fürchtest du selbst den besten Freund,
er
könnte dich denunzieren.
Vertraut
deshalb dem eigenen Verstand,
folgt
niemals blind den Massen,
und
vor allem gebt nie die Freiheit auf,
die
nur durchs Gesetz geschaffen.“
Ich
spüre, dass er verschwunden ist,
doch
Wärme durchströmt meine Seele.
Nun
seh ich endlich wieder klar,
vergessen
der Kloß in der Kehle.
Der
Wald ist mir nun wieder vertraut,
die
Umgebung wird heller und lichter,
ein
Stückchen Himmel ist zu sehen,
für
das ich kämpfen möchte.
Gudrun
Rogge-Wiest, Dezember 2016
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